
midjourney @Franz Hütter
Es gibt zahlreiche Mythen und Missverständnisse, wenn es um das menschliche Gehirn geht. Einer davon ist die Idee, dass Individuen entweder „links“ oder „rechts“ gehirnt sind, und dass eine „Synchronisation“ der beiden Gehirnhälften zu verbesserten kognitiven Fähigkeiten führen kann. Diese Konzepte werden oft von Trainern, Beratern und Coaches aufgegriffen und in ihren Praktiken verwendet, aber ist es wissenschaftlich fundiert? Die kurze Antwort ist: Nein.
Die Mythen der Synchronisation
Die Vorstellung, dass wir entweder die linke oder die rechte Hemisphäre dominieren, basiert auf einer Verzerrung von echten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Es ist richtig, dass verschiedene Hirnregionen für verschiedene kognitive Funktionen verantwortlich sind und dass einige Funktionen häufiger in einer Hemisphäre auftreten als in der anderen. Zum Beispiel ist die linke Hemisphäre oft stärker in die Sprachproduktion involviert, während die rechte Hemisphäre mehr in die visuell-räumliche Verarbeitung einbezogen ist.
Jedoch bedeutet das nicht, dass Individuen ausschließlich „links“ oder „rechts“ gehirnt sind. Tatsächlich sind die meisten kognitiven Prozesse das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen beiden Hemisphären, was durch umfangreiche Verbindungen zwischen ihnen ermöglicht wird.
Die Idee einer „Synchronisation“ der Hemisphären impliziert, dass diese normalerweise asynchron oder aus dem Gleichgewicht geraten sind, was nicht der Fall ist. Unsere Gehirnhälften sind ständig in Kommunikation und Koordination miteinander, was für normale Gehirnfunktionen unerlässlich ist.
Neurobullshit und die Verantwortung der Trainer
Die Verbreitung dieser Mythen fällt in die Kategorie des „Neurobullshits“ – die Verwendung neurologischer oder neurowissenschaftlicher Terminologie ohne angemessenes Verständnis oder Anwendung der tatsächlichen Wissenschaft. Dies kann zu Fehlinformationen führen und letztlich die Glaubwürdigkeit und Wirksamkeit der Praktiken von Trainern, Beratern und Coaches untergraben.
Es liegt in der Verantwortung dieser Fachleute, sich über aktuelle und genaue Informationen aus den Neurowissenschaften zu informieren und sicherzustellen, dass ihre Praktiken auf fundierten Forschungsergebnissen basieren. In diesem Kontext bedeutet dies, Mythen über die Hemisphärenspezialisierung und -synchronisation zu vermeiden und stattdessen ganzheitliche Ansätze zur Steigerung der kognitiven Leistungsfähigkeit zu fördern.
Zum Beispiel ist es effektiver und wissenschaftlich fundierter, auf allgemeine Strategien zur Verbesserung der Gehirngesundheit und -leistung hinzuweisen, wie etwa ausreichenden Schlaf, regelmäßige körperliche Bewegung, gesunde Ernährung, Stressmanagement und lebenslanges Lernen. Diese Faktoren haben nachweislich einen starken Einfluss auf die kognitive Leistung und das allgemeine Wohlbefinden.
Schlussfolgerung
Zusammengefasst ist die Idee der Hemisphärensynchronisation ein Paradebeispiel für Neurobullshit. Die linke und rechte Gehirnhälfte arbeiten auf natürliche Weise zusammen und sind für unser Überleben und unser Funktionieren als Menschen unerlässlich. Trainer, Berater und Coaches sollten ihre Aufmerksamkeit auf tatsächlich wirksame Methoden zur Verbesserung der kognitiven Funktion und Leistung lenken, statt sich auf überholte und irreführende Mythen zu stützen.